Mediatorenprogramm zur stadtteilbezogenen Gewaltprävention bei türkischen, arabischen und russlanddeutschen Jugendlichen.
PROJEKTBESCHREIBUNG
In zwei sozial benachteiligten Stadtteilen Duisburgs mit einem hohen Anteil an ethnischen Minderheiten hat eine Projektgruppe um Prof. Dr. Hermann Strasser (Forschungsgruppe Sozialkapital des Instituts für Soziologie der Universität Duisburg-Essen) und Dr. Thomas Schweer (Forschungsschwerpunkt Abweichendes Verhalten im Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung) ein Mediatorenprogramm zur stadtteilbezogenen Gewaltprävention bei jungen Migranten durchgeführt. Ziele des Projekts waren,
* die Alltagskompetenz von türkischen, arabischen und russlanddeutschen Jugendlichen in segregierten Quartieren zu fördern, wobei die Förderung mit Hilfe eines Mediatorenprogramms im Vordergrund stand;
* zur Verbesserung der Lebenslage von Jugendlichen dieser Bevölkerungsgruppen in den jeweiligen Stadtteilen lokale Kooperations- und Ressourcennetzwerke zu aktivieren und zu unterstützen.
Mit Hilfe eines innovativen Mediatorenprogramms sollten sozial anerkannte Migranten in ihrer Vorbildfunktion, in proaktivem Handeln und in Deeskalationsstrategien gestärkt werden. Da die Effekte des klassischen Kriseninterventions- und Deeskalationstrainings eher kurzfristig sind, sollten die Teilnehmer auch dahingehend geschult werden, gewaltbereite Jugendliche nachhaltig dazu zu bewegen, auf Gewalt als legitime Handlungsoption zu verzichten. In diesem Zusammenhang kam das Konzept der „Motivierenden Gesprächsführung“ zur Anwendung.
Die Vorbildfunktion der Mediatoren sollte sich aber nicht nur auf das Thema „Gewalt“ beschränken, sondern auch „Gesundheit“ (hier insbesondere „Sucht“ und „Aids“) und „Menschenwürde/Grundrechte“ (hier insbesondere die Auseinandersetzung mit radikalen Einstellungen) mit einbeziehen. Das hat damit zu tun, dass einerseits dem legalen und illegalen Drogenkonsum, auch dem risikoreichen Gebrauch von Drogen, in der Jugendphase eine besondere Bedeutung zukommt, andererseits ein nicht unbeträchtlicher Anteil von Migranten mit militanten Gruppen sympathisiert. Hier besteht die Gefahr, dass sich bei diesen Jugendlichen radikale, demokratiefeindliche und Gewalt verherrlichende Verhaltensmuster ausbilden und verfestigen. Deshalb wurden neben den Modulen „Krisenintervention“ und „Motivierende Kurzintervention“ weiterführende Fortbildungsveranstaltungen u. a. zu den Themen „Interkultureller Dialog mit Jugendlichen“, „Sucht“ und „Geschlechterrollen“ angeboten.
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung wurden die Teilnehmer zu Erwartungen, Erfahrungen und Veränderungen in Verbindung mit dem Programm ausführlich befragt. Die Befragung der Mediatoren wurde an zwei Befragungszeitpunkten durchgeführt, die in Form eines teilstandardisierten Fragebogens zu Schulungsbeginn sowie Leitfaden gestützten Einzelinterviews und Fokusgruppen am Projektende erfolgten. Um sich ein möglichst objektives Bild über die Effektivität des Programms machen zu können, kam es darüber hinaus zu teilnehmenden Beobachtungen und Experteninterviews.
Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Inneres / Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg mit einer Laufzeit vom 1. November 2007 bis 31. Oktober 2009. Eine Verlängerung des Projekts wird angestrebt, deshalb liegt inzwischen auch ein Verlängerungsantrag vor. Darüber hinaus finden Gespräche mit Kooperationspartnern statt.
Weitere Informationen bekommen Sie auf der offiziellen Projektseite