Cover Religion

Verkörperung der Götter und Vergottung des Körpers. Zur religionspolitologischen Bedeutung von Gottesvorstellung und Körperbewußtsein

Autor/en: Krumpholz, Peter

Erschienen in: Bärsch, Claus-E. / Berghoff, Peter / Sonnenschmidt, Reinhard (Hrsg.): Wer Religion verkennt, erkennt Politik nicht. Perspektiven der Religionspolitologie

Erscheinungsort: Würzburg

Erschienen: Dezember 2005

Seiten: S. 51-77

Von den aktuellen Politikwissenschaften wird die Konnexität von Gottesvorstellung und Körperbewusstsein sowie deren Bedeutung für das politische Denken und Handeln der Menschen nicht erörtert. Der Zweck des vorliegenden Beitrages ist daher eine erste Annäherung an politische Implikationen von anthropomorphen Verkörperungen der Götter einerseits, und an die der Verabsolutierung, Sakralisierung und Vergottung des körperlichen Begehrens und des Körpers andererseits.

Der erste Teil erinnert zunächst an die in den modernen Humanwissenschaften festgestellte Wiederentdeckung der Körperlichkeit und religiöse Reminiszenzen, die damit einhergehen. Am Beispiel von Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung wird im zweiten Teil auf die politische Bedeutung hingewiesen, die moderne Denker im Übergang zur Postmoderne der Verleugnung der Körperlichkeit und dem Eingedenken der Natur im Menschen zugesprochen haben. Dabei wird aufgezeigt, dass sie nicht nur die Verleugnung überschätzten, sondern bisweilen die Natur im Menschen substanzialisierten. Der dritte Teil befasst sich dann mit der postmodernen Kritik an der Resakralisierung des Körpers. Mit Christoph Wulf wird auf die wechselseitige Abhängigkeit von Gottesvorstellung und Körperbewusstsein hingewiesen und der Frage nachgegangen, was es für letzteres bedeuten kann, wenn diese Konnexität nicht präsent ist und es unsinnig erscheint, zumindest zwischen dem Körper der Götter und dem der Menschen zu unterscheiden. Politische Probleme, die aus einer Verkörperung der Götter oder Vergottung des Körpers und des Begehrens resultieren, werden abschließend im vierten Teil durch Hinweise auf die philosophische Kritik Platons an Dichtung und tyrannischer Pleonexie aufgezeigt.


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