Die „Gesellschaft der Zukunft“ - revisited 2019

Autor/en: Grunow, Dieter

Erscheinungsort: Duisburg

Erschienen: Dezember 2019

Seiten: 8

Rekapitulieren wir noch einmal die mit dem Buch zur GdZ 1 vorgeschlagenen Leitfragen: über
die Gesellschaft der Zukunft (GdZ – ca.2050) lässt sich nur in dem Sinne etwas sagen, dass darü-
ber in der Gesellschaft der Gegenwart kommuniziert wird. Dabei geht es nicht primär um einen
bestimmten Zeitraum – wie bei manchen Utopien („die Welt im Jahr xxx“), sondern auch um
aktuelle Weichenstellungen und ihre Langfristfolgen. Das Besondere an der hier vorgeschlage-
nen Beobachtungsperspektive ist die Wahl eines thematischen Referenzpunktes, der den Zu-
stand der Gesellschaft ins Auge fasst: die balancierte funktionale Differenzierung der Gesell-
schaft und die möglichst breite Inklusion der Bevölkerung in diese Funktionssysteme. M.a.W.
es wird als wünschenswert oder sogar als notwendig erachtet, dass sich „die“ Gesellschaft
kontinuierlich Rechenschaft darüber ablegt, wie sich ihr Zustand diesbezüglich entwickelt bzw.
verändert hat. Dafür ließe sich an frühere Berichte „zur Lage der Nation “ anknüpfen 2.

Dass immer mehr über Zukunftsfragen kommuniziert wird, ließ sich auch in 2019 nicht über-
sehen; selbst der Zeitraum bis 2100 wird dabei zunehmend in Betracht gezogen. Dies ist vor
allem dem im Folgenden näher zu beschreibenden Thema „Klimawandel“ zuzuschreiben. Da es
dabei aber auch um globale Themen/Herausforderungen geht, ist davon ein Einfluss auf die
Beobachtungsfähigkeit bezüglich der Zukunftsthemen zu erwarten: je globaler (kontingenter) der
Wirkungszusammenhang, desto wahrscheinlicher ist der Rückzug aus dem „Umfassenden“ auf
einzelne bzw. begrenzte Themen 3 . Von der Gesellschaft der Zukunft ist demnach in den Diskur-
sen noch wenig zu erkennen. Dieser Fokus auf einzelne Aspekte notweniger Änderungen – auch
im Verhalten der Bevölkerung – stärkt trotz vieler zukunftsbezogener Projektionen den Gegen-
wartsbezug und somit auch das Interesse an Gegenargumenten – bis hin zur Leugnung des
Klimawandels (oder zumindest der Bedeutung des menschlichen „Fußabdrucks“). Damit beför-
dert dieses Zukunftsthema auch die Veränderung der Kommunikationsmuster – insbesondere in
den sogenannten sozialen Medien. Sie werden immer mehr zu einem Risiko bei der Entwicklung
zur GdZ. Insofern muss ihnen weiterhin besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.


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