Der Wandel von Staatlichkeit und die Regulation von Sicherheit in einer zunehmend von Sicherheitsfragen geprägten Gesellschaft bilden den thematischen Schwerpunkt der Forschungsgruppe. Besonders interessiert hier, wie sich die politischen Steuerungskonzeptionen sowie Staats-, Verwaltungs- und Demokratieverständnisse verändern. Die Politikfeldanalyse zur Inneren Sicherheit bildet den Kern ihres politikwissenschaftlichen Ansatzes. Darüber hinaus beteiligt sie sich an der interdisziplinären Theorieentwicklung der Sicherheits- und Polizeiforschung.
Die Forschungsgruppe polikon ist im Mai 2001 am Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) an der Universität Duisburg-Essen gegründet worden. Von der Gründung bis 2008 arbeitete sie im Verbund mit dem Zentrum für Konfliktforschung (ZFK) der Philipps-Universität Marburg, von 2008 bis 2014 mit dem Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Sicherheitsforschung und Sicherheitsmanagement der Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion.
Der Leiter der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange, wurde am 1. Juli 2014 zum Präsidenten der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) in Münster-Hiltrup berufen. Aus diesem Grund wurden keine neuen Forschungsprojekte in der Forschungsgruppe durchgeführt. Prof. Dr. Lange übte das Amt des Präsidenten bis zum 30. Juni 2024 aus. Seit 1. Juli 2024 leitet er die „Forschungsstelle Innere Sicherheit“ (FIS) an der DHPol. Die Forschungsgruppe polikon am RISP nimmt weiterhin die Geschäftsstellenfunktion für den AKIS wahr und beteiligt sich an Tagungs- und Publikationsprojekten.
Der Interdisziplinäre Arbeitskreis Innere Sicherheit (AKIS) ist ein wissenschaftlicher Arbeitskreis, in dem derzeit rund 240 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen (insbesondere Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichtswissenschaft, Rechtswissenschaft und Kriminologie) zusammenarbeiten, die sich mit zentralen Fragen der sozialwissenschaftlichen Sicherheitsforschung, insbesondere der Forschung zur Inneren Sicherheit sowie zur Polizei, beschäftigen. Der AKIS veranstaltet Workshops und publiziert Gemeinschaftsstudien, die in der Schriftenreihe „Studien zur Inneren Sicherheit“ bei Springer VS erscheinen. Der Arbeitskreis besteht seit 1996.
Sprecher des AKIS ist Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange. Die Forschungsgruppe polikon am RISP nimmt die Geschäftsstellenfunktion des AKIS wahr.
Informationen über den AKIS finden Sie auf den Webseiten des Arbeitskreises unter:
Die Gründung und Entwicklung der Forschungsgruppe im Verbund mit der Universität Marburg von 2001-2008
Die Forschungsgruppe Politische Steuerung und Konfliktregelung (polikon) ist am 1. Mai 2001 als eine gemeinsame Forschungsgruppe des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) an der Universität Duisburg-Essen und des Zentrums für Konfliktforschung (ZFK) der Philipps-Universität Marburg gegründet worden. Die Zielsetzung richtete sich darauf, die Forschung zur Inneren Sicherheit, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der politikwissenschaftlich angelegten Politikfeldanalyse, mit der Konfliktforschung zu verbinden. Im Vordergrund standen dementsprechend Fragen der politischen Steuerungsfähigkeit und der innergesellschaftlichen Konfliktregelung. Die Forschungsgruppe wurde gegründet und geleitet von Hans-Jürgen Lange, zur damaligen Zeit Privatdozent für Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg.
Im Vordergrund der Forschungsarbeiten standen die seit den 90er Jahren virulenten Staats- und Verwaltungsreformen. Unter der Leitkonzeption des „New Public Managements“ bzw. des „Neuen Steuerungsmodells“ wurden die tradierten Staatskonzeptionen und die Binnenstrukturen der öffentlichen Verwaltung umstrukturiert. In der Folgewirkung veränderten sich die Formen der demokratischen Beteiligung und der Konfliktregulation, insbesondere stehen die parlamentarischen Verfahren vor der Notwendigkeit, sich auf die neuen Bedingungen auszurichten. Das Untersuchungsinteresse richtete sich auf die sicherheitsrelevanten Politikfelder, insbesondere auf das Politikfeld Innere Sicherheit. Dort vollzogen vor allem die Polizeien der Länder und des Bundes unter dem Vorzeichen der „Neuen Steuerung“ sowie der zunehmenden europäischen Integration weitreichende Reformen, die die staatliche Sicherheitsproduktion seitdem erheblich verändern.
Die Forschungsgruppe im Verbund mit der Universität Witten/Herdecke von 2008-2014
Im Oktober 2008 wurde die Forschungsgruppe neu ausgerichtet. Verbunden mit der Berufung des Forschungsgruppenleiters, Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange, an die Universität Witten/Herdecke erfolgte eine Anbindung der Forschungsgruppe an den Wittener Lehrstuhl. Sie wurde damit eine gemeinsame Forschungsgruppe des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Sicherheitsforschung und Sicherheitsmanagement der Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion, und des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) an der Universität Duisburg-Essen.
Die Forschungsgruppe konzentrierte ihr Forschungsinteresse auf den Wandel von Staatlichkeit und die Regulation von Sicherheit in einer zunehmend von Sicherheitsfragen geprägten Gesellschaft. Besonders interessierte hier, wie sich die politischen Steuerungskonzeptionen sowie Staats- und Demokratieverständnisse verändern.
Das Politikfeld Innere Sicherheit differenziert sich seit den 90er Jahren erheblich aus. Neben der staatlichen Sicherheit (insbesondere durch Polizei und Nachrichtendienste) nehmen weitere Sicherheitsproduzenten an Bedeutung zu: die lokale Sicherheit, der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, die private Sicherheitswirtschaft ebenso wie die Unternehmenssicherheit werden zu eigenständigen Segmenten innerhalb des Politikfeldes. Die Europäisierung und Internationalisierung forciert zudem einen erweiterten Sicherheitsbegriff, bei dem die klassische Trennung zwischen innerer und äußerer Sicherheit in Teilbereichen verschwimmt. Die Forschungsgruppe hat diese Entwicklungen aufgegriffen und fragt nach den Voraussetzungen und Folgen einer neuen Sicherheitsarchitektur, wie sie in der öffentlichen Diskussion als eine mögliche Reaktion auf diese Veränderungen vermehrt eingefordert wird. Sie hat dazu einige Forschungsprojekte durchgeführt, u.a. zum Katastrophen- und Bevölkerungsschutz sowie zu den Veränderungen des Gesetzgebungsprozesses in Belangen der Politik der Inneren Sicherheit.
Die Forschungsgruppe seit 2014
Mit der Berufung des Forschungsgruppenleiters, Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange, zum Präsidenten der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) in Münster-Hiltrup zum 1. Juli 2014, veränderte sich die Arbeit der Forschungsgruppe am Rhein-Ruhr-Institut (RISP) strukturell. Nach Beendigung der laufenden Forschungsprojekte wurden keine neuen Drittmittelprojekte durchgeführt. Die zeitintensive Tätigkeit als Hochschulpräsident lässt dies nicht zu. Die Forschungsgruppe konzentrierte sich darauf, zum einen die Geschäftsstellenfunktion für den Interdisziplinären Arbeitskreis Innere Sicherheit (AKIS) wahrzunehmen, zum anderen auf die Durchführung von Tagungs- und Publikationsprojekten.
Verbunden mit der Ausdifferenzierung der Sicherheitspraxis integriert sich die Forschung zur Inneren Sicherheit und Polizei zunehmend in ein übergeordnetes Verständnis einer interdisziplinären Sicherheitsforschung. Aufgrund der sehr heterogenen Zugänge, die von geistes-, sozial- und kultur- über rechts- und wirtschafts- bis hin zu natur- und technikwissenschaftlichen Verortungen reichen, stellt sich die Frage, inwieweit ein interdisziplinärer Konsens über wissenschaftstheoretische Grundregeln, methodologische Standards und forschungsleitende Theorieansätze erreichbar und konsolidierbar ist. Die Forschungsgruppe formuliert ihre Antwort auf diese Fragen dahingehend, dass sie Sicherheitsforschung als eine sozialwissenschaftlich fundierte Forschung zu den Ursachen, Verläufen und Auswirkungen der gesellschaftlichen und politischen Sicherheitsentwicklung versteht.
Die Theorieentwicklung der Sicherheits- und Polizeiforschung steht somit im Mittelpunkt der Forschungsgruppe. Die Politikfeldanalyse zur Inneren Sicherheit bildet weiterhin den Kern ihres politikwissenschaftlichen Ansatzes. Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange übte das Amt des Hochschulpräsidenten der DHPol bis zum 30. Juni 2024 aus. Seit dem 1. Juli 2024 leitet er die „Forschungsstelle Innere Sicherheit“ (FIS) der DHPol. Die Forschungsgruppe polikon am RISP nimmt weiterhin die Geschäftsstellenfunktion des AKIS war und beteiligt sich an Tagungs- und Publikationsprojekten.